Politik mit Stil

Die 7 Erfolgsgeheimnisse des Sebastian Kurz

Einleitung

Der amtierende österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz gehört ohne Zweifel zu den erfolgreichsten Politikern der Welt. Mit nur 24 Jahren wurde er Staatssekretär für Integration im Innenministerium, bald darauf Außenminister und schon mit 31 Jahren jüngster Bundeskanzler der Bundesrepublik Österreich. Um all dies zu erreichen, werden gewisse Fähigkeiten, genauso wie ein starkes Team benötigt. Klaus Knittelfelder beschreibt in seinem 2020 erschienenen Buch Inside Türkis das direkte Umfeld des 33-Jährigen. Das Buch ist in zwei Teile geteilt. Im ersten Teil beschäftigt sich der Autor mit dem „Kurz-Zirkel“, also dem direkten Umfeld des Kanzlers. Dazu gehören der Kurz-Berater Stefan Schneider, der Kabinettschef Bernhard Bonelli, die für Presse- und Kommunikationsarbeit zuständigen Gerald Fleischmann und Johannes Frischmann, die Leiterin des Social-Media-Kanals Kristina Rausch, der Wirtschaftsexperte Markus Gstönner, der Wahlkampfstratege Philipp Maderthaner und der Generalsekretär der ÖVP Axel Melchior. Im zweiten Teil des Buches werden hingegen die Leute genannt, die dem Bundeskanzler den Rücken in Parlament und Regierung freihalten. Zu denen gehören der Finanzminister Gernot Blümel, der Innenminister Karl Nehammer, der Fraktionschef des ÖVP-Parlamentsklubs August Wöginger, der National-ratspräsident Wolfgang Sobotka, der Chef von Wirtschaftsbund, Kammer und Nationalbank Harald Mahrer, die Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, sowie die Landeshauptfrau von Niederösterreich Johanna Mikl-Leitner.

Der größte Teil dieser Mannschaft ist an jenem Abend entstanden, als er Staatssekretär für Integration wurde und in den folgenden Tagen sehr viel an Beleidigungen und Pöbeleien einstecken musste. Seit jeher hält dieses Team, das mittlerweile sehr viel größer geworden ist, zusammen und folgt dem Bundeskanzler auf Schritt und Tritt.

Doch was steckt hinter dem Team? Was genau macht das Team so erfolgreich? Was macht Sebastian Kurz so erfolgreich?

Die Erfolgsgeheimnisse

I. Vertrauen

Wer so eine große Mannschaft hat wird ohne Vertrauen nicht auskommen können. Für Kurz ist sein Team sehr wichtig: „Ich bin ein totales Rudertier, ich funktioniere nur in der Zusammenarbeit mit anderen Menschen“ (Klaus Knittelfelder, Inside Türkis, 2020, S. 33) und: „Es ist eine Grundvoraus-setzung, dass sie mir sagen, was sie denken.“ (Klaus Knittelfelder, Inside Türkis, 2020, S. 33) Kurz ist also total abhängig von seinem Team. Ohne sein Team wäre er niemals Staatssekretär oder Außenminister geschweige denn Bundeskanzler geworden. Den größten Teil seines Teams kennt er schon seit Jugendtagen. Dieses Team funktioniert deshalb so gut, weil es stets zusammenhält und eine Leidenschaft hat für Krisen-bewältigung. Das Team vertraut Sebastian Kurz und jedes Mitglied vertraut allen anderen Mitgliedern – und Sebastian Kurz vertraut seinem Team. Das ist die Grundvoraussetzung für seinen Erfolg.

II. Klare Aufgabenverteilung

Ein weiteres sehr wichtiges Erfolgsgeheimnis des Polit-Stars ist die klare Aufgabenverteilung jedes
einzelnen in seinem Team. „Jeder hat in unserem Team seinen Platz, jeder hat seine Stärke und keiner ist dem anderen einen Zentimeter neidig. So funktionieren wir“(Klaus Knittelfelder, Inside Türkis, 2020, S. 15). So formulierte es der ÖVPGeneralsekretär Axel Melchior. Und in der Tat kann man das auch sehr deutlich in Knittelfelders Buch erkennen, da er ein solides Grundwissen über jeden Person des „Kurz-Zirkels“ vermittelt. So gibt es in jedem Bereich einen Experten. Dadurch kommt es i.d.R. nicht zu Überschneidungen und die Arbeit kann gut bewältigt werden.

III. Klare und knappe Botschaften

Die meisten Wähler interessieren sich nicht für hoch fachliche Probleme und deren komplexe Lösungen. Das wissen Sebastian Kurz und sein Team. Stattdessen setzt er auf einfache, knappe und vor allem klare Botschaften. Das hat er so im Wahlkampf gehandhabt und ist bis heute seine Strategie. Auch erinnert sich Kurz ungern an rot-schwarze Zeiten, in denen es keinen Konsens zwischen den Botschaften der einzelnen Ministerien gab. Daher setzt also die türkisfarbene Truppe auf das „Frischi-Papier“. Das „Frischi-Papier“ wird gegen Ende jeder Woche vom Pressechef des Bundeskanzlers, Johannes Frischmann (deswegen „Frischi“), vorbereitet. Es beinhaltet die kompakte Zusammenfassung von Regierungsmaßnahmen. Sie hat einen einfachen Titel, nennt die wichtigsten Zahlen und Fakten und den Lösungsvorschlag der Regierung. Diese Papiere gehen dann an einzelne Zeitungsredaktionen heraus und werden schließlich in jenen Zeitungen veröffentlicht. Dadurch erreichen fast jeden Bürger in sehr verständlicher Form die Vorhaben der Regierung und es werden Widersprüche zwischen einzelnen Ministerien vermieden.

IV. Mit kritischer Presse umgehen können

Die meisten Politiker haben häufig mit der Presse zu kämpfen. So auch Sebastian Kurz. Doch sein Pressesprecher Gerald Fleischmann weiß – im Gegensatz zu seinen Konkurrenten – mit kritischer Presse entschlossen umzugehen. Sobald ein Artikel erscheint, der Fleischmanns Meinung nach „falsch, unfair oder zumindest unausgewogen“ (Klaus Knittelfelder, Inside Türkis, 2020, S. 85) ist, meldet er sich umgehend beim Herausgeber und „interveniert“.

V. Social Media – Die kontinuierliche Begleitung des Kanzlers

Der Politiker sollte sich durch Bürgernähe auszeichnen. Im 21. Jahrhundert bedeutet jedoch Bürgernähe nicht nur die physische Nähe zum Bürger, sondern sie impliziert auch die Aktivität in den sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook oder Instagram. Diese Möglichkeit schöpft Sebastian Kurz vollends aus. Durch seine regelmäßigen Beiträge auf all diesen Plattformen ist der Kanzler stets präsent. Und ob es ein Zitat, eine Rede oder einfach nur ein „frohe Pfingsten“-Post ist – die Bürger schätzen seine mediale Nähe wert, wie steigende Follower-, Klick- und Likezahlen zeigen. Hinter all dieser Arbeit steckt Kristina Rausch. Eine junge Frau – übrigens eine Rarität im Kurz-Zirkel -, die täglich die mediale Präsenz des Polit-Stars möglich macht.

VI. Häufige Verwendung von Sprachbildern

Ob es das türkis-grüne Koalitionsprogramm ist, das „das beste aus beiden Welten verbindet“ (Klaus Knittelfelder, Inside Türkis, 2020, S. 92) oder ob es die höchste Priorität der Regierung sei „das Klima und die Grenzen“ (Klaus Knittelfelder, Inside Türkis, 2020, S. 92) zu schützen – die Verwendung von Sprachbildern sind in Kurz‘ Sprache durchaus häufig. Schon in seinen Jahren als Staatssekretär für Integration prägte er den Satz „Integration durch Leistung“. Im Wahlkampf und in Interviews wiederholte er diese Sprachbilder kontinuierlich. Man könnte also sagen, dass einem Bürger, der ab und zu in den Fernseher sieht, diese Sätze quasi „ins Hirn gewachsen“ sind. Aus psychologischer Sicht kann Kurz durch diese Sprachbilder seine Zuhörer stark beeinflussen und besser überzeugen.

VII. Moderner Wahlkampf

Sebastian Kurz und sein Team haben schon viele Wahlkämpfe hinter sich. Die meisten davon waren durchaus als Erfolg zu bezeichnen. Neben dem klassischen Wahlkampf mit Reden, Flyern und Plakaten, führt der Kurz-Zirkel einen moderneren Wahlkampf seit 2013. Der Kurz-Zirkel – oder genauer gesagt Philipp Maderthaner, der diese Wahlkampfstrategie für Kurz entwickelte – setzt auf das Sammeln von E-Mail-Adressen seit dem Wahlkampf von 2013. Dadurch erhält jeder Wähler, der seine Adresse hinterlassen hat, häufig Werbung für Sebastian Kurz. Das interessante hierbei ist, dass die Werbung im weitesten Sinne personalisiert ist. Ein Start-up-Unternehmen erhält andere Werbung als eine ländlicher Bauer. Man erhält also die Werbung, die für einen relevant ist. Durch diese Strategie konnte die ÖVP tausende von Menschen mit Wahlwerbung ausstatten. Das Ergebnis kennen wir.

Bildquelle: BKA/Dragan Tatic

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